Diese Frage habe ich mir oft gestellt – warum „tut“ sich jemand so etwas an.
Wenige Monate vor seinem Tod – als meine Mutter in der Reha war – habe ich ihn das erste Mal diese Frage ganz direkt gestellt. Ich fragte ihn:
„Warum hast du dich nicht rechtzeitig von Mutti getrennt?!“
Und er antwortete:
„Ich weiß es auch nicht.“
Ich denke, es war eine Mischung aus Loyalität, Gewohnheit, Abhängigkeit und Liebe.
Die Hoffnung, sie würde ihn doch wieder richtig lieben, wenn er nur alles richtig machen würde.
Ich finde das total traurig. Er war so ein liebenswerter Mensch. Auch zuletzt im Krankenhaus/Seniorenheim wurde uns immer wieder gesagt, dass er trotz seiner Schmerzen einfach nur ein angenehmer Patient gewesen sei. Er ist einfach an die falsche Frau geraten.
Er wollte es partout nicht wahrhaben, dass sie nur noch wegen des Geldes mit ihm zusammen war, obwohl wir ihn die letzten Jahre auch mehrfach explizit darauf hingewiesen hatten. Selbst sie hatte ihm das in mehreren Streits vor uns mehrfach gesagt und bestätigt. Er hat sich nie dazu geäußert und lies sich weiterhin von ihr schikanieren, auch vor uns. Wurde dadurch noch unglücklicher.
Und er sparte unaufhörlich weiter, damit das Vermögen wuchs. Damit sie nach seinem Tod gut versorgt ist.
Und das ist sie jetzt auch, tatsächlich.
Mir wird diese Art der Liebe für diese Frau auf ewig ein Rätsel bleiben.
Wenn ich ihr Verhalten nach seinem Tod betrachte, bestätigt es das, was ich schon immer wusste – sie meint, sie ist der Mittelpunkt der Welt. Alles dreht sich nur um sie.
Die Wahrheit sieht natürlich ganz anders aus und das merkt sie mittlerweile auch immer mehr, nach seinem Tod.