Inszenierte Dramen: Provokation als Mittel zur Kontrolle (24)


Da meine Mutter nun so langsam merkte, dass ich dieses Spielchen nicht mehr mitmachte, ich mich auch für sie schämte, versuchte sie nun andere Dinge. Waren wir zu Besuch bei meinen Eltern, boykottierte sie Gespräche, z.B. mit minutenlangen rascheln irgendwelcher Abdeckfolien und Brötchentüten, die sie just dann lautstark auspacken „musste“. Oder sie schlief angeblich jedes Mal am Kaffeetisch im Gespräch ein, immer mit einer Hand an der Kaffeetasse, damit sie diese auch ja umkippte im „Schlaf“.

Natürlich war uns allen bewusst, dass sie nicht schlief. Irgendwann kennt man einen Menschen dann auch und versucht, solche Verhaltensweisen zu ignorieren. Als sie merkte, dass wir uns daran nicht störten, tat sie immer wieder so, als wenn sie im „Schlaf“ vom Stuhl rutschen würde oder ließ den Kopf auf den Teller, der vor ihr stand, fallen.

Und so kommt man dann als unfreiwilliger Zuschauer wieder an einen Punkt, an dem man bei diesem teilweise auch selbstzerstörerischen Verhalten nicht mehr zuschauen mag. Jedes mal den verschütteten Kaffee vom Tisch und Fußboden wegwischen ist eine Sache, aber zulassen, dass der Kopf auf dem Teller landet und sie sich dabei verletzt, noch mal eine andere.

Also musste ich doch wieder eingreifen und gab ihr so die Aufmerksamkeit, die sie haben wollte.
  
Wenn wir mit ihr unterwegs waren, sei es beim einkaufen oder wir aßen auswärts, wurde auch dabei ihr Verhalten immer auffälliger. Mittlerweile benahm sie sich beim Essen extrem auffällig. Das hatte dann zur Folge, dass wir mit ihr so gut wie nie mehr auswärts aßen, uns war es einfach zu peinlich. Mein Vater ging bis zuletzt mit ihr auswärts essen. Er kannte das natürlich von ihr tagtäglich. Ich glaube, wenn das jeden Tag mehrfach sieht, gewöhnt man sich irgendwann an dieses „Essverhalten“.
  

Empört und überrascht: Als mein Vater widersprach (25) »