Verbotene Nähe: Wie sie mich von meiner Oma trennte (6)


Mit 14 Jahren besuchte ich in den Ferien meine Oma väterlicherseits, die ich lange nicht sehen durfte, weil es wohl schwierige Familienverhältnisse zwischen meinen Eltern und ihr gab. Ich wusste aus Erzählungen meiner Mutter, dass natürlich nur meine Oma und deren Mutter daran Schuld waren. Letzten Endes hatte meine Mutter bei meinem Vater durchgesetzt, dass meine Oma über Jahre hinweg nur noch ein wenig schriftlichen Kontakt zu mir haben durfte. Nichts desto Trotz schickte meine Oma mir weiterhin fleißig lange Briefe, die ich auch lesen und beantworten „durfte“.

Allerdings wurde natürlich zuerst jeder Brief meiner Oma an mich von meiner Mutter geöffnet und durchgelesen. Wenn ich dann die Rückantwort an meine Oma schrieb, musste ich diese Antwort meiner Mutter immer erst vorlegen. Gefiel ihr inhaltlich etwas nicht, musste ich den Brief neu schreiben, bis meine Mutter mit dem Inhalt einverstanden war. Trotz des eingeschränkten Kontakts schickte meine Oma mir weiterhin fleißig Geschenke zu allen möglichen Feiertagen und natürlich zu meinem Geburtstag. Auch Bargeld schickte sie häufig in den Briefen mit. Über dieses Geld durfte ich natürlich nie frei verfügen. Es musste gespart werden und kam entweder in meine Spardose (an die ich natürlich auch nie rangehen durfte) oder auf mein Sparbuch.

Mal so am Rande erwähnt: Später erfuhr ich übrigens von meiner Mutter zu meinem großen Entsetzen, dass mein ganzes gespartes Geld, dass auf der Bank lag, angeblich für eine Anschaffung für mich ausgegeben worden wäre. Von meinem Sparbuch. Ohne mein Wissen. DAS Sparbuch, auf dem ich mein bisschen Taschengeld etc. einzahlen musste. Ich fragte meine Mutter mehrfach, was sie mir denn dafür gekauft hätte. Ich weiß es bis heute nicht und ich bin mir sicher, dass an dieser Geschichte auch etwas faul ist.
  

Irgendwann hörten die Geschenke meiner Oma auf. Ich erfuhr später von ihr, dass meine Mutter sie aufforderte, keine Geschenke mehr an mich zu schicken, sie würde die Pakete sonst an sie zurücksenden.

Wenn ein Telefonanruf von meiner Oma kam, durfte ich mit ihr telefonieren, aber nur in Anwesenheit meiner Mutter. Ich musste den Telefonhörer beim Telefonat dann so halten, dass meine Mutter mithören konnte, wenn ich mit meiner Oma redete.

Nach zähen Verhandlungen mit meiner Mutter durfte ich dann gute 2 Wochen in den Ferien bei meiner Oma verbringen. Irgendwann kamen wir auf das Thema „Meine Mutter und ihre Ernährung bzw. Besonderheiten“. Ich konnte mich das erste Mal mit jemanden darüber unterhalten und es war gut! Ich bekam Bestätigung von meiner Oma, sie selbst fand das Verhalten meiner Mutter ebenfalls merkwürdig, auch schon früher. Meine Oma, die nie ein Blatt vor dem Mund nahm, erzählte mir von der Zeit, als sie noch Kontakt zu meiner Mutter hatte und wie schwierig damals schon der Umgang mit ihr war. Was meine Mutter da für „Spielchen“ mit meinem Vater und ihr, meiner Oma und ihrer Mutter getrieben hatte.

Der Besuch bei meiner Oma war für mich im Nachhinein gesehen meine erste Bestätigung hinsichtlich meiner Bedenken. Ich wusste nun, dass das, was ich immer wieder gesehen hatte, keinen Sinn ergab. Irgendwann habe ich meiner Mutter als Jugendliche auch mal deutlich gesagt, dass etwas in ihren Erzählungen und mit ihrer Erkrankung nicht stimmen kann. Vielleicht im Nachhinein nicht meine beste Idee, wie man sich sicherlich vorstellen kann.

Ich bekam natürlich eine Menge Ärger von meiner Mutter. Sie erzählte das meinem Vater brühwarm. Er bekam einfach zu wenig daheim mit, weil er fast den ganzen Tag arbeitete. Stur wie man als Jugendliche sein kann, blieb ich natürlich weiterhin bei meiner Meinung. Das Verhältnis zu meinen Eltern wurde schwieriger. Ich hielt weiterhin zu meinem Vater, auch wenn er einfach nicht verstehen konnte, was sie für Spielchen trieb, da er nur einen Bruchteil von dem mitbekam, was ich sah. Der Kontakt zu meiner Oma wurde mir verboten. Das war hart für mich. Meine einzige Verbündete und ich durfte sie nicht mehr sprechen.

  

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