Von der Realität entfernt: Panik und absurde Vorstellungen nach OP (13)


Irgendwann bekam sie einen Stent eingesetzt. Gut, sie hatte ihr Alter, ich fand die Maßnahme tatsächlich sinnvoll. Sie wurde nach dem Einsetzen des Stents immer panischer und ängstlicher. Sie, die sich überall doppelt und dreifach informierte, die ganzen medizinischen Journale, Artikel, Heftchen usw. las … wollte uns erzählen, dass sie sich ab jetzt aufgrund des eingesetzten Stents von Mikrowellen usw. fern halten müsste. Ich verstand erst nicht so richtig, das machte ja keinen Sinn.

Als sie merkte, dass wir ihr absolut nicht glaubten, ergänzte sie dann später den Satz und sagte: „Falls ich mal einen Schrittmacher eingesetzt bekomme“. Ich verstand diesen Gedankensprung nicht ganz. Versuchte zu verstehen. Wieso sollte ihr ein Schrittmacher eingesetzt werden?! DAS war nie ein Thema!

Die Entwicklung ging dann wirklich in die Richtung, dass wir uns informieren mussten, ob es Mikrowellen für Menschen mit Herzschrittmacher gibt. Sie blieb auch erst eine ganze Zeit bei ihrer Meinung, dass man sich von der aktuell vorhandenen Mikrowelle vermutlich trennen müsste. Auch vom Auto müsse man sich evtl. trennen, in Sicherheitskontrollen könnte sie ja nun auch nicht mehr gehen. Ich verstand das alles nicht wirklich. Wie kamen wir denn jetzt von einem eingesetzten Stent auf einen Herzschrittmacher?!
  
Sie blieb bei ihrer Vorstellung, dass sie vermutlich schon bald einen Herzschrittmacher eingesetzt bekommen würde. Mein Vater musste den Autohändler des Vertrauens anschreiben. Ich zog mich irgendwann aus diesen Gesprächen kopfschüttelnd zurück, weil mir dafür scheinbar wieder einmal nötiges Hintergrundwissen fehlte. Natürlich bekam sie keinen Herzkatheter eingesetzt, die Mikrowelle als auch das Auto blieben. Bis heute hat sie keinen Herzschrittmacher, es gibt auch keinen Grund dafür. Auch hier ging ihr Plan, welcher auch immer das war, nicht auf.
  

Kontrolle ohne Verantwortung: Wenn andere alles regeln müssen (14) »