Der Kontakt mit Freunden der Familie, Bekannten und Verwandten wurden immer weniger. Dafür füllten immer mehr und mehr Telefonnummern von Ärzten und Apotheken das handgeschriebene, elterliche Telefonbuch. Relevanz hatten nun immer mehr die Menschen, die keine unnötige Fragen stellten, sondern für meine Mutter einfach nur noch nützlich waren. So kontaktierte sie z.B. auffällig oft einen entfernten Verwandten von uns, der Mediziner und Psychologe ist.
Sie besprach mit ihm alle ihre „Krankheiten“ und „Diagnosen“, belagerte ihn wirklich stundenlang am Telefon, rief immer wieder an. Als ich längere Zeit nichts mehr davon hörte, fragte ich bei meiner Mutter nach und bekam zur Antwort, dass seine neue Lebensgefährtin wohl nicht möchte, dass er weiterhin Kontakt zu meiner Mutter hätte.
Sie hatte den Bogen wohl überspannt und wurde zu penetrant, vielleicht auch zu unverschämt. Ich wusste, dass dieser Mensch sehr gefällig war und vermute, dass sie auch seine Gutmütigkeit einfach wieder einmal schamlos ausgenutzt hatte.
Selbstgewählte Einsamkeit: Wie sie uns von der Welt abschottete (8) »