Bagoyi – Kapitel 010


Früher, als ich noch ein Kind war, da hatte ich mir von meinem Taschengeld oft Groschenhefte im Tausch geholt.

Nach den Western und Krimis kamen die Zukunftsromane.

Zuerst habe ich sie gelesen, weil meine Mitschüler und Spielkameraden sie auch gelesen hatten.

Ich wollte eigentlich nur so mitreden können.

Dann gefielen sie mir auf einmal – die Handlung war immer anders, spannender und aufregender als jeder Krimi und Western.

Der Weltraum mit seinen Sternen, die Vielzahl der Welten, das unterschiedlichste Leben, das sich die Autoren ausgedacht hatten, das alles war irgendwie prickelnder, spannender, als alles andere, was es damals zu lesen gab.

Nach dem Schmökern kamen die richtigen Bücher.

Hier wurde auf einmal alles ganz anders, präziser und spannender erzählt.
Lebewesen, die ich mir sonst selbst nicht vorgestellt hatte, wurden mir so dargeboten.

Es war für mich das erste Mal so was wie erschütternd, als ich feststellen musste, dass ich nicht mit dem siegreichen Gewinner einer Weltraumschlacht, natürlich ein sogenannter Terraner, einverstanden war.

Mir tat eine besiegte, anders aussehende Intelligenz leid, die verloren hatte!

Und dann kamen die Filme im Kino und im Fernsehen.

Auch hier zum Anfang der gleiche Mist – der Terraner siegt, der Andere, der Nichtterraner aber, muss seine Existenz aufgeben.

Langsam hatte ich von diesen Filmen die Schnauze voll.

Gestrichen!

Und mit am schlimmsten war für mich auch noch, das eine ganze Reihe von Zeitgenossen genau in die gleiche Kerbe – tötet die Anderen, die Nichtmenschlichen – haute.

Und das alles, wen es geht, noch im Namen der Religion!

Was habe ich mich manchmal darüber aufgeregt.

Bis ich eines Tages merkte, dass das ganze Aufregen über die moralische Unzuverlässigkeit der Nächsten überhaupt keinen Sinn hat.

Um mich dann vor solchen Abnormalitäten zu schützen, hatte ich aufgehört, weiter dieses Thema ins Gespräch zu bringen.

Das Thema außerirdisches Leben war erst mal abgeschlossen.

Mit der Zeit hatte ich angefangen, über – heute kann ich sagen – den bewusst verdrängten Bereich der außerplanetarischen Intelligenz zu lästern und zu spotten.

Es war von mir bewusst gewollt, dass Andere ihre Meinung darüber sagen sollten.

Ich hatte sie sogar dabei unterstützt.

Nur… wie eine Gotteslästerung kamen mir die Antworten manchmal vor.

Ich bin beileibe kein so frommer Mensch, wie ich es eigentlich durch meine Erziehung seien müsste.

Das Leben, der Beruf und die Welt, in der ich lebe, sorgen dafür, dass das mit dem In-die-Kirche-gehen nicht so klappt.

Wenn ich aber daran denke, was mir die Religion gelehrt hatte, dann werde ich nachdenklich, wenn ich oftmals solchen Stuss höre.

Mit mir hatten doch auch alle Anderen, die zu der Religion gehören, der auch ich angehöre, gelernt bekommen, dass das Leben ein göttlicher Akt der Schöpfung ist.

Geht denn der gleiche Schlammassel wie bei den Kreuzzügen oder den erbärmlichen Kriegen wieder los?

Tötet die Andersdenkenden, die Andersartigen im Namen der Kirche. Herrgott im Himmel noch mal, sind denn die alle bekloppt gemacht worden?

Warum wird denn wieder solch ein Blödsinn verbreitet?

Merkt denn keiner, dass das einfache Nachdenken besser ist, als es alle hochtrabenden und schlauen Eierköpfe, die ihren Mist unter dem Deckmantel einer Pseudoreligiosität unaufgefordert verspritzen, je Verbreiten können?

Wovor haben die bloß alle Angst?

Wer bringt denn die vielen Menschen dazu, das Andere, Nichtbekannte, abzulehnen und sogar zu verfolgen?

Warum kann man sich denn nicht vorstellen, dass ein Schöpfer Leben in den unterschiedlichsten und verschiedensten Arten erschaffen kann?

Warum erkennt man denn nicht, dass man gegen die Schöpfung handelt, wenn man in eigener Überheblichkeit und als Schöpfungsabklatsch aus eigenen Gnaden rücksichtslos Leben aus den niedrigsten Gründen auslöscht?

Mit welcher Berechtigung wird im Namen eines Schöpfers zu den größten Gräueltaten aufgerufen?

Unsere Geschichte hier auf Erden zeigt doch, dass so ein Mist, den die Großkopferten verzapfen, immer nur Not und Elend verbreitet hatten.

Und wer muss dann den ganzen Dreck auslöffeln, wenn es hinterher wieder mal schief läuft?

Na klar, die Kleinen!

Warum kann man denn nicht die Großen, die Superschlauen, die Halbgötter, dann an die Hammelbeine kriegen?

Was war das doch schön, als solche Typen in den früheren Kriegen noch in vorderster Front mitmachen mussten!

Und dann hatten die Feiglinge mit den großen Mäulern und kleinen Herzen taktisch den Rückzug angetreten und sich nach hinten abgesetzt.

Eigentlich musste doch jeder Soldat, der in Kriegen das ganze Elend solcher Tötungsmaschinerien miterlebt hat, die Schnauze gestrichen voll haben und sich im klaren sein, das nur die Kleinen alle Verantwortung tragen müssen.

Aber nein, kaum sind die Wunden verheilt, fangen sie wieder an, nach der sogenannten Ordnung, dem Recht und der Sicherheit zu rufen.

Und der Sch… lammassel geht wieder von vorne los.

Halleluja, kreuzigt ihn!

Und irgendjemand wäscht seine Hände in der berühmten Unschuld und fängt wieder mit der Verurteilung von Anderen Andersdenkenden und Andershandelnden an.

Also nichts dazugelernt.

Hier muss doch ein Fehler im System liegen.

Es kann doch nicht immer so weiter gehen.

Ständig werden Fehler gemacht – o.k. da wir alles Menschen sind, muss man damit rechnen, aber… wann fängt denn jemand an, auf solche Fehler aufmerksam zu machen und sie beim Namen zu nennen?

Und wenn dann der Jemand oder die Jemands die Argumente haben, um sich Gehör zu verschaffen, Mensch Meier, das muss eine enorme Wirkung haben!

Etwas vorweisen, das so einmalig ist, dass alle, die bisher in Amt, Macht und Würde waren, aufmerksam werden und… nee, geht nicht.

Es müssen nicht die Handvoll Mächtige sein, die angesprochen werden müssen – nein, alle Menschen müssen damit konfrontiert werden.

Die sogenannten Moralapostel, die Möchtegernvolksverführer, die Radikalinskis und der ganze andere Schrott auf der Weltbühne der Politik – die würden nur noch dämlich aus der Wäsche gucken.

Wünsche hin und Wünsche her – aber es würde trotzdem bei denen einschlagen wie ein Blitz ins… Moment mal, der Blitz im Kopf!

Der hatte doch was auf sich – jedenfalls bei mir.

Nun noch mal das Ganze langsam zum Mitschreiben –

Also:
… ich hatte irgendwann eine Sonne im Kopf gehabt…
… und konnte mein Gehirn von innen sehen…
… ich habe unbekannte Stimmen vernommen…
… die von solch seltsamen Sachen gesprochen haben…
… ich war dann blind und konnte doch sehen…
… merkwürdig nur die Perspektive…
… aber das, was ich sehen konnte, stimmte mit der Tatsache überein…
… die Blitze im Kopf…
… meine Flucht…
… der Alte an der Mauer…
… jemand, der mir Hilfe angeboten hatte…
… mein Erwachen…
… und das fantastische Essen…
… die Frau…
… der Mann…
… die Bilder an meinen Wänden…
… die Frau, ein Roboter…
… meine Gedanken…
… meine Gefühle…
… meine Überlegungen…
… das würde ja heißen, dass ich…
… mit Lebewesen…
… von außerhalb der Erde…
… zusammengekommen bin.