Bagoyi – Kapitel 005


Das Erwachen war wie nach einem schlechten Traum – die Realität wird noch von dem Unwahrscheinlichen überlappt.

Doch dann schlägt die Realität unbarmherzig zu!

Ich wusste auf einmal, was mit mir los war!

Die auf mich einstürzenden seelischen Trümmer rissen wieder erneute Wunden auf – es war grausam!

In Bruchteilen von Sekunden stürzte eine ganze Palette von Gefühlen auf mich – alles, was ich so an geheimen Wünschen aufgebaut hatte zerplatzte wie buntschillernde Seifenblasen.

Lange brauchte ich, um diesen neuen Zustand in meinem Leben zu begreifen.

Alles war dahin.

Alles?

Zwischen Wachen und Schlafen, zwischen Schmerzen und Gesundung verging ein mir unbekannter Zeitraum an Tagen und Wochen.

Scheinbar gütig griff die gute, alte Mutter Natur ein – sie zog mich, so gut es ging, aus dem Verkehr.

Und das war gut so für mich.

Damit schaffte ich es, die schlimmste Zeit nach dem Unfall zu überstehen – die Zeit des Begreifens!

Langsam nahm ich meine neue Umwelt an – aber noch sehr langsam.

Die ärztliche Betreuung war gut – Ärzte und Pflegepersonal bemühten sich immer mehr um mich, denn sie merkten, dass ich wieder Mut zum Leben gefunden hatte.

Und dann war es eines Tages so weit: mein Verband vor den Augen sollte abgenommen werden.

Gespannt wartete ich auf den Beginn der Prozedur.

Sorgfältig wurde Schicht für Schicht des Verbandstoffes entfernt.

Das Stimmengewirr der Anwesenden wurde immer leiser.

Ich war, wie die anderen, gespannt, was mich erwartete.

Alle hatten mich voller Zuversicht auf diesen Moment vorbereitet, und ich war voll auf diese Hilfe abgefahren.

Der Moment war da – der letzte Verbandsstreifen fiel.

Ein grausamer Schrei ließ alle, auch mich, zusammenfahren.

Zu sehen war für mich nichts – ich ahnte mehr, als mir jemand sagen konnte.

Irgendetwas war schief gelaufen.

Die heftigen Worte, die jemand in den Raum rief, verstand ich nicht.

In meinem Kopf lief alles drunter und drüber.

Auch Berührungen an der Stelle, wo meine Augen waren, oder sind, oder … verspürte ich.

Aber kein Schmerz.

Alles war tot im Gesicht.

Erneut beginnt das Begreifen einer neuen und doch absoluten Wahrscheinlichkeit.

Irgendetwas stimmt nicht – kein Mensch sagt mir was.

Mein eigener Rückblick vermittelt mir eine subjektive Übersicht.

Gedanken stürzen auf mich ein – wieder das Erkennen der absoluten und niederschmetternden Wahrheit.

Aber mit jeden weiteren Schock, den mir mein Schicksal – oder auch was es immer sein soll – zufügt, gewinne ich gleichzeitig neue Kraft, meine Zukunft zu meistern.

Und dabei denke ich das erste Mal wieder an meinen Kumpel.

Voller Zorn und mit einer mittelprächtigen Wut im Bauch denke ich an ihn und die anderen.

Die Anderen!

Wer waren die bloß?