Schließfachschlüssel … Nr. 147 … Kupage ✔️


Der Raum mit den geschätzten 200 Schließfächern, bis raumhoch angebracht, an den 3 Wänden sah zunächst recht ordentlich aus.
Auf den ersten Blick jedenfalls.

Nüchtern, steril und aufgeräumt wie immer, Leuchten und irgendwelche Messgeräte unter der Decke und so etwas wie dunkelgrüner Nadelfilz als Fußboden.
Und geruchsmäßlg so, wie eben kaum oder nicht ausreichend gelüftete Räume eben riechen, müffeln oder stinken.

Lediglich der dunkle Kunststoffabfalleimer, der ansonsten neben oder manchmal unter dem kleinen metallenen dunklen Tisch mit dem unbequemen Sessel stand, lag diesmal seitlich umgekippt vor einem der untersten und größeren Schließfächern.

Das nahm ich eigentlich so nebenbei wahr und kümmerte mich dann um meinen Kram, öffnete mein Schließfach mit dem Schließfachschlüssel, legte 2 meiner Dokumente hinein, verschloss das Schließfach, steckte den Schließfachschlüssel in mein Portemonnaie zurück und drehte mich zum Ausgang herum.

Stockte aber nach geschätzten 210 Grad, weil es etwas zu sehen gab, was es im Allgemeinen in solchen besonderen Räumen nicht zu sehen gibt.
In der Tür des vom Abfalleimers verdeckten Schließfaches steckte ein, etwa der entsprechende, Schließfachschlüssel.

Vor meinen Augen sah ich auf einmal ein Bild aus der Vergangenheit, meiner nämlich, weil vor vielen Jahren, als ich noch jung und dynamisch war, bei einer meiner Besuche in diesem Raum mit den Schließfächern damals ein fremder Mann urplötzlich aufgetaucht und schnurstracks zu einem der größeren, unten gelegenen Schließfächern geeilt war, dieses mit etwas zitternden Händen geöffnet hatte, in die Knie gegangen war, im Schließfach herumgewühlt hatte und rasch ein Postsparbuch herausgezogen hatte, es in seiner Jacke verfrachtete, das Schließfach verschloss und dann den Raum verließ.

Ja … gut … ich war damals neugierig wegen dieses Eindringlings gewesen.
Und jetzt war ich es auch!

Für einen Moment lauschte ich, ob näherkommende Geräusche von außerhalb dieses Raumes zu hören waren und als ich nichts Besonderes hörte, ging ich flott zum umgekippten Abfalleimer hin, um mir diese zugegebenermaßen ungewöhnliche Geschichte aus der Nähe anzusehen.

Warum ich plötzlich mein Papiertaschentuch in meiner linken Hand hatte, interessierte mich gerade nicht, ich beugte mich hinunter, verschob den Abfalleimer etwas von dem Schließfachschlüssel, drehte diesen herum und öffnete das Schließfach, wobei mir siedend heiß bewusst wurde, was ich eben getan hatte.

Ein in das größere Schließfach befindliche Behälter war zu sehen, ich zog diesen heraus … war überrascht von dessen Schwere … und sah viele Geldbündel größerer €—Geldscheine, ich glaube mich an 500er Geldscheine zu erinnern, darunter etwas Goldschimmerndes … und einen matt schimmernden Schießprügel oben drauf.

Mir war auf einmal heiß und kalt, ich überlegte hastig, was ich nun machen soll … vieles mein oder nicht mein, kam es mir in den aufgewühlten Sinn … und ich holte mein kleines Handy aus meiner Jacke heraus und machte mehrere Fotos aus unterschiedlicher Ansichten Dank der ausreichen Beleuchtung.

Dann schaffte ich es, alles wieder, ohne meine Fingerabdrücke zu hinterlassen, in den vorgefundenen Zustand zurück zu setzen und verließ mit etwas zittrigen Knien und Händen, obendrein rückwärtig klitschnass, den Raum und Bereich des Geldinstitutes.

Mir war auf einmal hundeelend und ich musste mich zusammenreißen, um nicht vor Angst oder Sonstiges zu göbeln.

Die nächste halbe Stunde bin ich erst Mal kreuz und quer durch die Straßen getigert, angstvoll jedes vorbeikommende Auto angestarrt, mich öfters wegen mögliche Verfolger umgesehen und als ich endlich Zuhause war, bewusst alle Türen und Fenster verschlossen, habe ich zuerst aus Angst vor Verfolgern und drakonischen Strafmaßnahmen wie ein Schlosshund geheult und dann mehrere Stunden erschöpft gepennt.

Doch irgendwann nach dem Erwachen kam so etwas wie Trotz in mir auf, ich nahm das Speicherkärtchen aus dem Handy und kopierte die 9 Bilder von dem Schließfachinhalt auf meinen Pentium–Rechner.

Und jetzt konnte ich vergrößert sehen, was ich fotografiert hatte.

Das viele gebündelte Geld, Umrisse von Goldbarren unter den Geldbündeln und die Waffe oben drauf.
Und auch die Nummer des Schließfachschlüssels … Nr. 147 … vom möglichen Hersteller Kupage oder so.

Hastig löschte ich den Inhalt des Speicherkärtchens, steckte es ins Handy wieder zurück und machte mit dem Handy viele, viele sinnlose Fotos aus der aktuellen Tageszeitung.