Hausmann ✔️


„Verdammte Hacke …“; fluchte Gunnar Mobis halblaut vor sich hin und musterte mit ernstem Gesichtsausdruck die Wand mit den vielen Monitoren, „… vor ˋner halben Stunde habe ich das letzte Mal auf die Uhr gesehen und jetzt sind erst fünf Minuten vergangen …“

Ich kenne das nun kommende Spielchen und beschließe einer plötzlichen Laune heraus, mitzumachen. „… und wie spät war es … war es genau … und wo?“
„Elf Uhr dreiunddreißig …“, knurrte Gunnar zurück, „… und in oder um … III … 11.“

Das wunderte mich gewaltig und ich stand von meinem Platz auf und ging zu Gunnar hin, der weiterhin die Monitore musterte.
Er holte sich darauf ein bestimmtes Monitorbild auf seinen übergroßen Kontrollmonitor und deutete auf einen Bereich. „Sind die nur so doof oder tun die das absichtlich?“
„Die“, das sind Jutta Karlsen und Karin Bechow, die heute aus dem Rundhaus ausziehen werden. Vertraglich mit Konventionsstrafen abgesichert in der Zeit von 10 bis 12 Uhr.
Der Nachmieter, Manfred Schmidt, wartet bereits jetzt schon mit seinen Gedöns am Gate 04.

„… immer noch diese verdammte Störung in deren Behausung …“, Gunnar deutete auf ein aufploppendes Feld, „… das ist eine Sache für dich, Jacob. Ich lege dir die Daten auf deinen Monitor …“

„OK …“, sage ich nur und gehe zu meinem Arbeitsplatz zurück.
Langsam setze ich mich auf meinem Spezialsessel hin und gebe der internen Prüfautomatik dadurch Zeit, mich ordentlich durchzuchecken.
Ich alleine nur habe das Recht, in allen Funktionen, die das Rundhaus betreffen, einzugreifen. In allen, egal ob Technik oder Finanziell.

Mein Name ist Jacob B. Winter und mir gehört das Rundhaus. Folglich kann ich alle Arbeitsprozesse, an denen die Mitarbeiter/innen tätig sind, überwachen.
Mir ist natürlich bekannt, dass diese von mir integrierten Kontrollfunktionen massig gegen geltendes Recht verstößt. Aber ich bin auch für die Mieter verantwortlich, die hier im Rundhaus wohnen und das sich was kosten lassen.

Der Blickschutz baut sich dreiseitig um den Arbeitstisch bis zur Decke auf, für die Mitarbeiter/-innen ein deutlich-sichtbares Zeichen, dass ich nicht gestört werden darf.
Nachdem ich mich abhörsicher versteckt habe, öffne ich den Monitor für die Wohnung III 11.

Was ich zu sehen bekomme, lässt mich den Kopf schütteln. Die beiden Frauen, angezogen wie zum Jogging, prügeln sich im Hauptraum ihrer angemieteten Wohnung mit Händen und Füßen wie bei einem Zickenkrieg. Und zudem attackieren sie sich mit Schimpfworten, bei denen mir fast die Schamröte ins Gesicht steigt. Und dann passiert etwas, das mich irgendwie angenehm überrascht.

Beide Frauen halten in ihren Worten und Taten an, verbeugen sich gegeneinander und gehen gemeinsam in die Kleiderkammer.
Ich höre über das Mikrofon der Kleiderkammer Gelächter und Gesang und es dauert nur knapp fünf Minuten, bei Frauen bestimmt eine Rekordzeit, bis sie frisch gestylt und mit Gepäck in den Händen, die Kleiderkammer verlassen und zur Wohnungstür gehen.

Sie geben ihre Codezahlen in die geschlossene Wohnungstür ein, die Wohnungstür gleitet seitlich weg und die beiden Frauen verlassen beschwingten Schrittes die Wohnung, deren Tür wieder zurück ins Schloss gleitet.