Florian und Juliane ✔️


„Nummer 62 bitte Platz 9… Nummer 62 bitte…“ knallt die weibliche Stimme aus dem mickrigen Lautsprecher oberhalb der Bürotür. Ich zucke erschreckt zusammen, einige Anwesende auch, erhebe mich schnell, gehe die paar Schritte zur Bürotür, klopfe diskret an und öffne diese trotzdem schwungvoll.

Das Büro sah wie viele anderen Büros aus. Zwei Schreibtische sind aneinander gestellt, so dass sich beide Mitarbeiter*innen ansehen können.
Je ein Monitor mit der entsprechenden Tastatur, zwei Mäuse, diverse Aktenablagen, je ein Telefon, Locher und Tacker stehen auf den Schreibtischen. Und diverse Pflanzen auf den Fensterbänken. Jeder Schreibtisch mit ergonomisch geformten Sitzgelegenheiten. Und selbstredend je ein Papierkorb am unteren Ende jedes Schreibtisches.

An linken Schreibtisch sitzt eine Frau, die Florian Geisenberger mit seiner zunächst oberflächlichen Betrachtung auf 30 Jahre alt schätzte. Ihre Kleidung ist ohne besondere Stilrichtung,

Und auf einem kleinen Namensschild las er ihren Namen. Juliane Gronner.

Fast gleichzeitig sprachen beide, Florian und Juliane und lachten sich, sichtlich erfreut, dabei an. „Was machst du denn hier?“

Florian ging einige Schritte zum Schreibtisch hin und Juliane stand auf, ging auch einige Schritte auf Florian zu, bis sie knapp voreinander standen. Und dann dauerte es nur einen Moment, bis sie sich umarmten und schließlich küssten. Zuerst sanft und darauf leidenschaftlicher.

Das Klingelgeräusch riss beide in die Normalität zurück und Juliane ging zu ihrem Schreibtisch und nahm den Hörer ab. „Gronner… Amt 33… was kann ich für sie tun?“

Nach einigen Momenten des Zuhörens sagte Juliane nur. „Ich gebe es gleich weiter.By.“

Sie lächelte Florian kurz an und kehrte zu ihm zurück, der sie in den Arm nahm. „Heute ist mir auf einmal wie Ostern und Weihnachten zusammen…“, er nahm sanft ihre linke Hand hoch, schaute darauf und küsste diese leicht.

Leise erwiderte Juliane. „Du hast aber ein gewaltiges Tempo drauf, Florian…“

„Ich habe dich zu lange vermisst, Juliane… viel zu lange…“, sagte Florian, nun auch leise, „… können wir uns mal wieder treffen… heute oder morgen… oder… bestimme bitte auch einen anderen Tag…“

(30.10.2022)