Bagoyi

Bagoyi - Kapitel 026

Die nächsten Tage vergehen wie ein Traum - teilweise wie ein Alptraum.

Ich versuche meine Gedanken zu ordnen. 

Aber ... oftmals bleibt es beim Versuch.

Da hilft oft nur das eine - Zerstreuung. 

Das heißt hier ... wo bin ich eigentlich gelandet ... aber für mich nur Essen, Flimmerkiste, Schlafen. 

Und dabei habe ich auch keinen Bock, mit Piggy und AZ zu reden. 

Die merken es auch und lassen mich in Ruhe. 

Wieder ganz langsam kommt mir die Erleuchtung über mein - neues - Leben. 

Meine Gedanken werden ruhiger, konzentrierter, logischer. 

Allmählich nehme ich meine Umwelt wieder besser auf. 

Ich bin nur gespannt, wann der Rückschlag für mich kommt.

Piggy macht sich wieder mehr Mühe, alles optisch für mich zu verschönern. 

Ich merke es an gewissen kleinen Eigenheiten, die sie hin und wieder an den Tag legt. 

Ich bin doch schon gespannt, welche Geschichte AZ über die Roboter der ORGANISATION erzählen wird. 

Wie gesagt, etwas Unbestimmtes reizt mich an Piggy. 

Ob in ihr auch ein HIS´CHI steckt? 

Oder ist sie doch nur eine Maschine mit einem Supercomputer?

Nach dem Mittagessen ... es gab einen leckeren Kalbsbraten mit herrlichen Semmelknödeln und einen phantastischen Rotkohl mit Äpfel und Speck - der schön fettig glänzt und deshalb noch besser schmeckt - dazu und Eis als Nachtisch und einem kleinen Nickerchen, informiere ich Piggy, dass ich wieder fit für ein weiteres Gespräch mit AZ bin. 

Ich werde dabei das Gefühl nicht los, dass Piggy bei meinem Entschluss mir vor Freude glatt um den Hals gesprungen wäre.

AZ kommt dann etwas später. 

Frisch ausgeruht sitze ich in meinem Sessel und warte auf seine Worte.

Aber er lässt sich Zeit, bestellt diesmal selbst zwei Bier. 

Piggy bringt den Gerstensaft und wir trinken uns zuprostend. 

Langsam fängt AZ wieder seinen Vortrag an."Ich freue mich, dass du auch dieses Tief so gut überwunden hast. 
Solch eine Situation ist für jeden, der davon betroffen ist, eine höllische Tortur. 
Aber, da muss man durch. 
Ob man will, oder nicht. 
Leider gab es schon einige Fälle von Anpassungsproblemen, die solch eine Situation unangenehm verschärfen. 
Du siehst, auch wir von der ORGANISATION sind nicht perfekt. 
Und das ist gut so. 
Denn sonst würden wir kostbares Leben zu Gunsten der Perfektion opfern.
So, mein lieber Waldi, wir beide werden jetzt mal die Krankenstation dieses Palastes besichtigen. 
Dort wirst du einiges über deine körperliche Konstitution erfahren. 
Ich finde, dass das für dich wichtig ist. 
Komm, lass uns gehen.

´Komm, lass uns gehen ...´, fällt mir auf ... so spricht nur ein Mensch, der aus dem Ruhrgebiet kommt.

AZ steht schon bei den letzten Worten auf und wartet, bis ich mich von der Überraschung erholt habe. 

Ich beeile mich auch mit dem Aufstehen und folge ihm willig. 

Wir verlassen mein Zimmer und betreten den Flur. 

Das Licht ist wieder sofort angegangen. 

AZ geht nach links - rechts neben meinem Domizil ist ja die Toilette - und geht sofort auf die Tür zu. 

Die öffnet sich wie von Geisterhand, das Licht geht in den Raum an, und ich folge AZ in die Krankenstation. 

In der Mitte des Raumes bleibt er stehen, dreht sich zu mir um. 

Ich bin auch stehen geblieben und sehe mich um. 

Auf den ersten Blick bin ich etwas enttäuscht. 

In unserer Sanistube au der Engelsburg waren mehr Möbel und sonstiger Kram. 

Hier aber ist alles so steril, unpersönlich. 

Ob ... ?

AZ sieht meine vergleichenden Blicke. 

Er geht auf eine Stelle der Wand, direkt neben der Tür, zu, dreht sich zu mir um und zeigt dabei mit der Hand auf die bewusste Stelle. 

Ich trete näher. 

Jetzt sehe ich auch, dass diese Stelle leicht erleuchtet ist. 

Er legt seine Hand darauf und auf einmal leuchtet diese Stelle als Bildschirm auf. 

Er wendet sich direkt zu mir. "Waldi, du bist ab sofort berechtigt, diese Krankenstation nach deinem Gutdünken zu benutzen. 
Dabei musst du aber berücksichtigen, dass alles was hier passiert, von einem Zentralcomputer überwacht, gesteuert und gelenkt wird. 
Wenn dieser Computer in Aktion tritt, dann achte nur darauf, dass du dich nur auf den markierten Wegen bewegst. 
Sonst passiert nichts - zur Sicherheit. 
Der Computer hier versteht deine Sprache, kennt alle menschliche Krankheiten und psychologischen Problemkreise und einiges mehr. 
Somit ist er jederzeit in der Lage, helfend einzugreifen. 
Das hat der Computer auch in deinem Fall erfolgreich erledigt - du merkst selber, dass es dir gut geht ... - Witzbold, musste ich dabei unbewusst denken, gerade D I E haben es nötig, so gönnerhaft zu tun - ... ich bitte dich nur um einen  ... fast persönlichen Gefallen. 
Versuche nicht, über den Computer und die übrigen technischen Einrichtungen etwas über das ... also ... dein ... HIS´CHI zu erforschen. 
Es gibt da gewisse Schranken, die zu akzeptieren du begreifen musst. 
Es gibt also Spielregeln auf der galaktischen Bühne, die ohne WENN und ABER hingenommen werden müssen. 
Wir reden irgendwann später darüber.

Ich werde langsam kribblig, weil die manchmal langatmigen Sätze mir auf den Geist gehen. 

Mir scheint aber, dass das Zuhören hier und in meiner Situation für mich vorteilhafter ist, als wenn ich nur dumm herum labere, so auch jetzt. 

Es geht ja in irgendeiner Weise ... Blödsinn, was ich schreibe! 

Wie oft habe ich das eigentlich schon geschrieben? 

Waldemar Woyzinowsky, du musst dich langsam zusammen reißen. 

MAN schaut auf mich!

AZ muss wohl wieder meine Überlegungen gespürt haben und hat wieder fürnehm gewartet. 

Ich nickte ihm zu zum Zeichen, dass ich aufnahmebereit bin.

Eine Demonstration der Technik sollst du jedenfalls bekommen. 

Achte auf den Fußboden und die Zeichen. 

Ich schaue gespannt auf den Fußboden. 

Genau vor meinen Füßen leuchten Sohlensymbole auf und bewegen sich auf einen Punkt im Raum hin. 

Ich gehe diesen Fußspuren nach, bis sie genau unter meinen eigenen Füßen stehen bleiben. 
Darauf bildet sich auf den Boden ein hellleuchtender Ring, der sich sacht in der Höhe verschiebt. 


So etwas wie ein Zylinder entsteht um mich rum, verweilt einen Moment und verschwindet in der Decke und kommt an einer anderen Stelle wieder von der Decke runter. 

In den neuen Zylinder aber ist ein völlig plastischer Körper mit allen Organen, Knochen, Blutbahnen zu sehen - lebendig! 

Mein Inneres! 

Faszinierend trete ich näher und betrachte das unwahrscheinliche Innenleben meines Körpers.

In wenigen Tagen erscheint das nächste Kapitel